Ein Ziel von Carmelo Ezpeleta, dem Chef der Dorna, ist es die CRT Bikes konkurrenzfähiger, günstiger und somit schneller zu machen. Damit dies gelingt hat er für 2013 einen Vertrag über neue ECU mit Magneti Marelli abgeschlossen.
Die Steuergeräte sollen dann in allen CRT-Bikes zum Einsatz kommen. Der Vertrag läuft über vier Jahre, wobei die Steuergeräte vorerst nur optional eingesetzt jedoch später Pflicht werden. Der Vertrag ermöglicht allen Teams ein einheitliches ECU, sowie eine Motor- und eine Chassis Steuereinheit mit Onboard-Datenspeicher, als auch wichtige Werkzeuge für eine Tuning und Datenanalyse, Armaturenbrett, Lenkerschalter und Initialplattform. Neben der Technik wird die italienische Firma auch Techniker stellen, die bei den Rennen anwesend sind. Auch wurde eigens hierfür eine Entwicklungsabteilung im Hauptsitz von Bologna eingerichtet.
"Ich kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass ich über diese neue Zusammenarbeit mit Magneti Marelli sehr glücklich bin. Die Vereinbarung mit dem italienischen Unternehmen bestätigt MotoGP als einen Wettbewerb, der die neuesten und innovativsten Technologien einbezieht und fördert. Die Erfahrung dieses Unternehmens, das seit vielen Jahren auf höchstem Niveau im Motorsport arbeitet, ermöglicht einen wichtigen Schritt in der Königsklasse des Zwei-Rad-Rennsports.”, so der Dorna Boss über den erfolgreich abgeschlossenen Vertrag.
Roberto Dalla, Geschäftsführer bei Magneti Marelli Motorsport, fügte hinzu: „Wir sind sehr froh, unser Know-how und unsere Erfahrung im Motorsport mit MotoGP zu teilen, um gemeinsam neue Ziele in Bezug auf Leistung und Technologieentwicklung zu erreichen. Das Hauptziel ist es, Top-Technologie zu erschwinglichen Kosten zu ermöglichen, was die Mission von Magneti Marelli zunächst im Rennsport als auch im Bereich der Serienfertigung ist. Magneti Marelli hat in den letzten zehn Jahren Lösungen im Bereich Elektronik und Elektromechanik für MotoGP-Teams entwickelt: diese neue Initiative mit Dorna bedeutet eine weitere strategische Möglichkeit, die Entwicklung unserer Technologie zu verbessern.”
Die großen Hersteller sehen dieser Entwicklung jedoch her skeptisch entgegen, ist es doch das wichtigste Argument in der MotoGP für sie mitzufahren. So zeigt sich Ducati wenig begeistert und auch Honda droht mit einem Rückzug und Konzentration auf die Superbike Serie. Aber auch bei den CRT Entwicklern ist man gespalten. Würden sich ART Aprilia und FTR Honda Kunden über eine Einheits-ECU freuen, weil leistungsfähige Technik aus der Superbike kommen und keine Entwicklung stattfinden muss, so sehen sich FTR Kawasaki und Suter BMW mit der eigenen Entwicklung von Elektronik mit neuen Problemen konfrontiert.
Eine Drehzahlbegrenzung ist die kostengünstigste Möglichkeit die Leistung der Motorräder einzuschränken.
Eine Alternative könnte die Einführung eines Drehzahllimits sein. Auch dieser Vorschlag kam vom Dorna Boss und könnte eine kostengünstige Alternative darstellen und die Hersteller besänftigen. Aktuell wird dies über die Spritmenge geregelt, wobei die Hersteller auch hier technische Möglichkeiten gefunden haben, ausreichend Leistung aus dem letzten Tropfen zu holen. Ein großer Gegner der Drehzahlbegrenzung ist Ducati. Hier wäre eine Neuentwicklung des Motors notwendig. Filippo Prezioso hierzu:
"Die Maschine, die wir haben, ist für ein anderes Reglement nicht ausgelegt". Ducati schöpft die Leistung hauptsächlich über die hohe Drehzahl die die Desmodromik Technik erlaubt und müsste einen komplett neuen Motor entwickeln. Daher merkt der technische Direktor, Filippo Prezioso, zum Einheits-ECU an: "Ich habe mehrfach gesagt, dass ein Einheits-Steuergerät sehr effektiv ist, wenn es um die Reduzierung der Kosten und die Verkürzung des Abstandes zwischen Werken und kleineren Herstellern geht"
Auch fügt er hinzu: "Es ist ein Kompromiss. Man muss sich, abhängig von der wirtschaftlichen Lage in der Welt, für die eine oder die andere Richtung entscheiden", analysiert der Technische Direktor des Ducati-Werksteams. "Wir werden uns innerhalb des Unternehmens beraten, welche Position wir einnehmen möchten."
Soll sich die Dorna unter Druck setzen lassen?
Wäre der Preis eines einheitlichen ECU nicht gerechtfertigt, wenn neue Hersteller angelockt werden, das Feld dichter zusammenrückt und nur einige der MotoGP den Rücken kehren? Das Team Aspar geht beim Einsatz der Einheits-ECU von mindestens einer Sekunde Gewinn pro Runde aus, was Honda und Co. nicht recht passt. Aus der Vergangenheit dürfte die Dorna gelernt haben. Suzuki drohte damals mit dem Rücktritt, wenn nicht die bestehende Rookie-Regel gekippt wird und damit Alvaro Bautista der Aufstieg in die MotoGP erlaubt werden würde. Als Folge wurde die Regel geändert, doch Suzuki hielt das Versprechen nicht und ging. Warum sollte sich die Dorna daher noch einmal unter Druck setzen lassen und keine Einheits-ECU einführen?
Auch bei den Fahrern ist man getrennter Meinung.
Jorge Lorenzo:
"Ich glaube, das wird die CRT-Bikes konkurrenzfähiger machen, was gut für die Meisterschaft ist. Mehr Motorräder werden enger beisammen liegen und es interessanter machen. Wenn man mehr vorschreibt, wird es mehr Stürze geben. Es ist aber für alle gleich. Wir müssen bei der Beschleunigung vorsichtiger sein. Ich glaube, so wird es sein."
Cal Crutchlow:
"Zu einem gewissen Grad wird der Fahrer wichtiger, aber an der Spitze werden die gleichen Jungs sein. Versteht mich nicht falsch, aber die Werke würden weiterhin vorne sein und bestbezahltesten Fahrer würden gewinnen. Dafür sind sie da. Das ist die Wahrheit."
"Man muss aber auch bedenken, was die Werke im Umfeld der ECU machen, wie das Drehzahllimit und ihre Motorspezifikation aussieht. Wir wissen, dass Yamaha da noch nachlegen muss", fügt der Brite hinzu, der wie Lorenzo auch Sicherheitsbedenken hat: "Man muss auch über die Sicherheit der Fahrer nachdenken, aber auch über die Reifen. Vielleicht müssen sie deshalb auch ein neues Chassis bauen, das dann gut mit den Reifen harmoniert. Sie schränken die ECU aus gewissen Gründen ein, aber die Hersteller bauen vielleicht drum herum ein neues Motorrad. Wir werden es sehen, ich weiß es nicht", so Crutchlow weiter.
Eins steht jedoch fest, eine Regelung muss es geben. Mit nur drei Herstellern ist die MotoGP nicht grade gut bestückt und dies obwohl Kawasaki, Suzuki, BMW und Aprilia die Medienwirksamkeit der Königsklasse kennen. Auch sind die Kosten im Vergleich zur Leistung viel zu hoch. So geht man für ein Werksteam von 30 bis 50 Millionen Euro während ein CRT Team ein Zehntel davon aufbringen muss pro Saison aus.