Einem zu schnell fahrenden Motorradfahrer, wurde durch einen links abbiegenden PKW die Vorfahrt genommen. Es kam zum Unfall. Wer ist schuld? Das Oberlandesgericht Hamm hat nun in zweiter Instanz (AZ 9 U 43/15) entschieden.

Selbstverständlich fühlen sich beide Partien, Motorradfahrer als auch PKW-Fahrer, im Recht, doch die Gerichte sehen dies etwas anders. Meistens findet hierbei eine Aufteilung der Haftung zwischen beiden Verkehrsteilnehmern statt. Das Verhältnis ist jedoch immer vom Einzelfall abhängig.

Die Situation in diesem Fall ist folgende: Der Motorradfahrer kam von einer Landstraße auf der 100km/h erlaubt waren. Diese führte, auf Grund einer Autobahnauffahrt, in ein Teilstück dass mit 50km/h begrenzt wurde. Der Motorradfahrer fuhr jedoch noch 121km/h. Von der Autobahn kam ein PKW und wollte links auf die Straße abbiegen. Er fuhr los und missachtete so die Vorfahrt. Der Biker versuchte durch ein Ausweichmanöver an dem PKW vorbei zu fahren, kollidierte jedoch mit diesem und verletzte sich schwer. Seine Krankenversicherung klagte nun gegen den PKW-Fahrer, der zumindest für einen Teil des Schadens aufkommen sollte.

In erster Instanz lehnte das Gericht die Teilschuld des PKW-Fahrers ab, er hätte wenn überhaupt nur eine geringfügige Mitschuld, die jedoch durch die viel zu hohe Übertretung der Geschwindigkeit des Motorradfahrers keine Bedeutung hat.

In der zweiten Instanz urteilte das Oberlandesgericht Hamm mit einer Mitschuld des PKW-Fahrers nach Informationen des D.A.S. Leistungsservice. Die Richter gaben dem Sachverständigen Recht. Demnach hätte der PKW-Fahrer nach Erkennung des Motorradfahrers seine überhöhte Geschwindigkeit feststellen und entsprechend reagieren müssen. Demnach hätte er entweder warten und den Motorradfahrer passieren oder aber zügig abbiegen müssen. Beides hätte den Unfall verhindert, so die Richter. Der PKW-Fahrer erhielt eine 30 prozentige Teilschuld.

Quelle: Oberlandesgericht Hamm, Urteil vom 23.02.2016, Az. 9 U 43/15