Nachdem ich hier auf MotoFreak bereits beschrieben habe wie ich die Zündkerzen, den Luftfilter, und auch das Motoröl an meiner 2005 Kawasaki ZX-6R (636 (C)) gewechselt hatte, ist es nun Zeit über den Tausch des Kettensatzes (Kette, Kettenrad und Ritzel), zu schreiben.
Kawasaki ZX-6R (636C) - Wechsel des Kettensatzes inkl. Ritzel und Kettenrad
Vorwort
Nachdem ich hier auf MotoFreak bereits beschrieben habe wie ich die Zündkerzen, den Luftfilter, und auch das Motoröl an meiner 2005 Kawasaki ZX-6R (636 (C)) gewechselt hatte, ist es nun Zeit über den Tausch des Kettensatzes (Kette, Kettenrad und Ritzel), zu schreiben.
An sich braucht man davor keine Angst zu haben, es gibt lediglich ein paar Dinge die man beachten muss. Natürlich solltest du keine zwei linken oder rechte Daumen haben und etwas technisches Verständnis mitbringen, aber ansonsten sollte es kein Problem sein. Erwähnen möchte ich noch, dass der Kettensatztausch und die Bilder vom Anfang des letzten Jahres sind und ich das erste Mal Hand an Ritzel, Kette und Ritzeldeckel legte. Also wenn ich es schaffe, dann kannst DU das auch. Ansonsten ist dies alles aus dem Gedächtnis geschrieben.
Weiterhin gilt wie immer „ACHTUNG – ICH GEBE KEINE GARANTI E FÜR DIE ANLEITUNG UND DAS ALLES BEI EUCH HEILE BLEIBT“ ;)
benötigtes Werkzeug und Material
- - Entnietwerkzeug (Louis Rothewald Kettentrenn- und Vernieetwerkzeug für z.B. D.I.D. Ketten ca. 49,95€ )
- - ???mm Nuss oder Maulschlüssel für die 5 Schrauben am Ritzeldeckel
- - 12mm Maulschlüssel für die Kontermutter und Schraube am Kettenspanner
- - 14mm Maulschlüssel oder Nuss für die Muttern am Kettenrad
- - 27mm Nuss für die Mutter am Motorritzel
- - 32mm Nuss für die Achsmutter
- - Hammer, Zange, Schlitzschraubendreher, Imbuss - für die Reinigung viele Lappen / Tücher und Kettenreiniger
- - ggf. Sicherungsscheibe für die Mutter am Motorritzel
- - ggf. Splint für die Sicherung des Hinterrades
- - Supersprox Stealth Kettensatz für ZX 636 (C-Modell), 15-43-110 mit D.I.D. 520ZVM-X, offen mit Nietschloss in Gold - ca. 159€
- - Druckluft oder viel Schmalz in den Oberarmen
Anzugs- bzw. Festzugsmomente
- - Abdeckung Motorritzeldeckel  - 12NmÂ
- - Motorritzelmutter - 127Nm
- - Befestigungsschrauben Bremsscheibe (vorne und hinten) - 27Nm
- - Achsmutter (vorne und hinten) - 127Nm
Â
Personen 1-2
Zeit ca. 1-2 Stunden
1. Schritt – Kette entnieten
Hierfür das Entnietwerkzeug an eine Stelle der Kette ansetzen und mittels „Dorn“ die Niete aus der Verbindung drücken. Da die Kette eh in den Müll wandert, kann hier vermutlich nicht viel passieren, also ordentlich drehen – nach fest kommt ab und das muss hier auch so ;), denn die Niete aus der alten Kette muss raus. Nun kann die Kette vorsichtig herausgezogen werden, vorsichtig wegen möglichen Kratzern auf der Schwinge und ggf. Verkleidung. Natürlich könnte man auch zuerst den Ritzeldeckel öffnen und hätte dann direkten Zugang zur Kette, aber ich denke das ist gesprungen wie gehüpft.
 |  |
Â
Ob du nun am Hinterrad oder vorne am Ritzeldeckel anfängst dürfte ziemlich egal sein. Ich bin von vorne nach hinten vorgegangen und daher geht es so weiter:
2. Schritt – Motorritzel lösen und tauschen
Als nächstes tauschen wir das Motorritzel aus. Hierfür vorne am Ritzeldeckel die 5 Schrauben rausdrehen, wobei eine mit einer Klemme ein Kabel hält. Bei mir lag das Kabel leicht vor dem Deckel, sodass ich es frei legen musste. Hier also zuvor die Klemme leicht aufbiegen, sodass das Kabel bei Seite geschoben werden kann (siehe Foto). Neben ein wenig Fummelarbeit ist es eigentlich nicht schwierig den Deckel auszubauen. Kaum ist der Deckel entfernt, liegt das Ritzel vor uns offen. Tja und wer wie ich lieber fuhr als groß sauber zu machen der kann nun Kiloweise Schmiermittel entfernen ;).
 |  |  |  |
 Aber zuvor die Sicherungsplatte aufbiegen, sodass dann mit einem 27mm Schlüssel oder einer Nuss die Mutter vom Motorritze entfernen kann. Dies dürfte so ziemlich der schwierigste Teil der Reparatur sein. Also entweder du hast einen Druckluftschrauber, dicke Oberarme oder bist zu zweit und hast etwas Hebelgesetze auf deiner Seite. Ansonsten ist an dieser Stelle Schluss und nur noch eine Fachwerkstatt hilft weiter.
Wir mussten es so machen, dass ich auf dem Bike saß, der 1. Gang eingelegt hatte, ich die Vorderradbremse zog und gleichzeitig auf die Hinterradbremse trat, zudem war das Hinterrad dank stabiler alter Wasserwage oberhalb der Schwinge durchgehend durch die Felge, blockiert und mein Kumpel drehte kräftig an der Motormutter. Wie sich rausstellte war dies weniger ein Problem der Gesamtkraft, sondern eher der explosionsartigen Entfaltung dieser ;) Nach ca. 10 Minuten und eher gefühlten 30, war es dann vollbracht und die Mutter gelöst, wobei sogar Mensch und Material unversehrt blieben.
Nun kann das alte Ritzel runter, und wie bereits angekündigt alles vom alten Fett befreit werden – nach weiteren 30 Minuten glänzt dann auch alles wieder – jetzt kann auch schon das neue Ritzel aufgesteckt werden. Die Sicherungsscheibe nicht vergessen und alles wieder fest mit ca. 35Nm[klären] anziehen. Den Deckel lassen wir noch weg, da die Kette ja auch noch rauf muss.
 |  |  |
 |  |  |
 |  |  |
 |  |  |
3. Schritt – Kettenrad wechseln
Nun ist das Kettenrad dran. Als erstes habe ich die 6x14mm Schrauben am Kettenrad gelockert, danach den Splint der Achsmutter mit einer Zange zusammengedrückt und rausgezogen, dann den Kettenspanner erst an der Kontermutter, das ist die die an der Schwinge anliegen sollten (links) und dann die Schraube des Spanners (rechts) mit einem 12mm Maulschlüssel reingedreht und somit das Hinterrad etwas entspannt.
Bevor ich die Achse ausgebaut habe, habe ich die Achsmutter mit einer 32mm Nuss und großer Verlängerung gelöst. Ab hier bietet es sich an das Motorrad entweder auf einen Hauptständer / Motorradheber zu stellen oder es anzuhängen, jedenfalls geht es mit ausgebautem Hinterrad nur mühselig auf dem Seitenständer ;) weiter.
Als nächstes kann die Achse rausgezogen werden, dabei ist darauf zu achten, dass man sie nicht allzu sehr verkantet und evtl. die Scheibe beschädigt oder sich Kratzer in die Schwinge oder Felge zieht. Auch sollte besonderes Augenmerk auf die beiden Hülsen die im Rad stecken und die Achse führen, gehalten werden. An der Bremse selbst muss nichts gemacht werden, sie ist ja nicht angezogen, sodass das Rad bzw. die Bremsscheibe eh etwas Spiel haben sollte und so mit etwas Gefühl rausgezogen werden kann. An dieser Stelle bietet sich die Gelegenheit die Scheibe und die Bremsbelege etwas genau anzusehen (Abnützung, Riefen, Verformungen etc.).
 |  |  |
 |  |  |
 |  |  |
 |  |  |
Nachdem wir nun das Hinterrad ausgebaut haben und die 14mm Muttern des Kettenrades bereits im Vorfelde gelöst haben, können wir es nun einfach ausbauen. Auch hier hatte sich hinter dem Kettenrad jede Menge Fett und Schmutz gesammelt. 15 Minuten später und mit viel Einsatz von Kettenreiniger war das dann auch wieder blank – schön wie ich finde.
Weiter geht es mit dem bereits ausgepackten neuen goldenen Stealth-Aluminium-Kettenrad von Super Sprox und der 520er Kette, die ebenfalls in Gold ist und von DID kommt. Die Montage ist einfach, aufstecken, die Passgenauigkeit ist super und festziehen. So nun haben wir das Motorritzel und das Kettenrad getauscht.
Â
 |  |  |
 |  |  |
Als nächstes erfolgt der Einbau des Hinterrades. Hierbei ist genau auf die oben erwähnten Hülsen, die Führungsschiene rechts an der Schwinge, dem Bremssattel und natürlich auf die richtige Führung zu achten. Bevor wir das Rad komplett festziehen und ausrichten, ziehen wir die 520er Kette von DID auf.
Die beiden Enden der Kette werden mittels des mitgelieferten Kettenschlosses und unter zu Hilfenahme des Ent- und Nietwerkzeuges verbunden, vorher bitte über die Zahnräder ziehen ;). Hier bietet sich die Zange und eine möglichst präzise Arbeit an. Abschließend noch die Kette Spannen, die 5 Schrauben am Kettenrad prüfen und ggf. Handfest nachziehen und natürlich den Ritzeldeckel inkl. des Kabelhalters anschrauben. Ich habe den Deckel vorerst weggelassen und den Motor gestartet und eine Runde gedreht. Dabei habe ich auf Auffälligkeiten, wie ungewöhnliche Geräusche geachtet. Sollte hier etwas nicht stimmen muss selbstverständlich nachgebessert oder sogar der Händler aufgesucht werden. Gefettet muss die Kette im Übrigen nicht werden, da sie ab Werk schon gefettet verpackt wurde.
 |  |  |
Kettensatztausch an einer Kawasaki ZX-6R 636 von 2005 in Kürze:
- - Motorrad senkrecht aufstellen / aufbocken oder anhängen
- - Kette entnieten, oder z.B. mit Flex durchtrennen
- - Ritzeldeckel an 5 Schrauben abnehmen !Achtung ggf. Klemme für Kabel aufmachen
- - Sicherungsblech an der Ritzelmutter grade biegen
- - Hinterrad blockieren und mit 27er Nuss die Mutter lösen, Ritzel ausbauen
- - neues Ritzel einbauen und mit 34Nm festziehen
- - 6 Muttern am Kettenrad mit 14mm Nuss anlösen
- - Kettenspanner mit 12mm Maulschlüssel reindrehen um das Hinterrad zu entspannen
- - Splint mit Hammer und Zange von der Achsmutter entfernen
- - Achsmutter mit 32mm Nuss oder Maulschlüssel lösen , Achse vorsichtig rausziehen, Achtung 2x Hülsen
- - Hinterrad ausbauen und altes Kettenrad entfernen - neues Kettenrad anbauen - Hinterrad einbauen (Achsmutter 127Nm)
- - neue Kette auflegen und sauber vernieten
- - ggf. fetten, alles wenn nötig zwischendurch reinigen
- - abschließend Probe fahren und wenn alles in Ordnung ist Deckel schließen, ansonsten zum Händler
- - erledigt in ca. 1-2h
Das war es - dir eine gute Fahrt und danke für Anregungen und Kommentare.
Möchtest auch du deine Schraubertipps präsentieren, dann meld dich kostenlos an und reiche deinen Beitrag ein - es muss nicht gleich eine Doktorarbeit sein ;)