Mobile Navigationsgeräte werden immer besser. Im Vergleich zum ADAC-Test im Dezember 2006 waren keine Ausfälle und nicht einmal mehr Noten im mittleren Bereich dabei. Ärgerlich bei den Wegweisern bleiben jedoch die hohen Kosten für Karten-Aktualisierungen, die nicht ausgenutzten 16:9-Bildschirme sowie fehlende Bedienungsanleitungen und Netzgeräte.
Ergebnis: Die Geräte werden besser
Seit dem vorangehenden Test im Dezember 2006 sind die mobilen Navigationsgeräte insgesamt besser geworden. Echte Ausfälle und Noten im mittleren Bereich kamen nicht mehr vor. Die Stau-Umfahrungshilfe TMC oder gar deren verbesserte Version TMC pro werden fast durchgängig mitgeliefert.
Zudem geht der Trend zu Breitbildschirmen im 16:9-Format. Große Vorteile bieten diese allerdings noch nicht, da auch im Querformat nicht mehr von der Strecke angezeigt wird und die Schriftgröße bisher nicht angepasst wurde. Stattdessen lassen zusätzliche Hinweise oben und unten am Bildschirm noch mehr nutzbare Display-Fläche verloren gehen. Besonders auffällig ist das beim ViaMichelin 980T, bei dem nur drei Fünftel der Höhe genutzt werden. Positiv fällt das Sony NV-92T auf, bei dem die Hinweisflächen seitlich angeordnet sind. Dass ein kleines Navigationsgerät keineswegs schlecht sein muss, beweist das MyGuide 3300 mit dem ADAC-Urteil „sehr gut“.
Die Verkaufspreise sinken weiterhin. Die Ausstattung mit Zusatzfunktionen (die aber im Test nicht beurteilt wurden) nimmt bei vielen Herstellern zu. Das birgt allerdings die Gefahr, dass sich der Fahrer vom Verkehr ablenken lässt.
Durch die kurzen Modellzyklen von oft nur wenigen Monaten ist der Markt für Verbraucher schwer zu überblicken. Die Betriebs-Software wird zwar laufend aktualisiert, um Fehler auszumerzen – nicht jedoch bei allen Herstellern. Beispiel Blaupunkt: Das im Dezember 2006 noch als Spitzenmodell angepriesene Lucca MP3 wird seit Mai 2007 nicht mehr unterstützt, obschon immer noch im Handel erhältlich.
Ärgerlich auch, dass zunehmend keine 230-Volt-Netzteile mehr beiliegen, um den Preis zu drücken. In diesen Fällen kann das Gerät nur im Fahrzeug in Betrieb genommen werden, obschon man sich besser zu Hause in Ruhe mit den Funktionen vertraut machen sollte. Außerdem bedeutet das Nachbestellen von Steckernetzteilen für den Anwender zusätzliche Arbeit und ist unverhältnismäßig teuer.
Noch immer werden keine vollständigen gedruckten Bedienungsanleitungen beigefügt. Meist handelt es sich um mehr oder minder gut gemachte Kurzanleitungen für die ersten Schritte. Vollständige Anleitungen sind meist nur auf Datenträger oder im Internet zu finden. Es ist eine Zumutung und umweltschädlich, über hundert Seiten selbst ausdrucken zu müssen. Lobenswerte Ausnahme stellt das neue Medion MD 96220 mit einer vorbildlichen gedruckten Bedienungsanleitung dar.
Ans Ziel kommt man mit allen getesteten mobilen Navigationsgeräten - mehr oder minder gut. Doch bleibt noch genügend Spielraum für Verbesserungen.
Der ADAC kritisiert, dass die Kosten für neue Karten rasch den Zeitwert der Geräte übersteigen. Daher sollte man beim Kauf schon danach fragen, was eine Kartenaktualisierung pro gewünschtem Land kostet.
Tabelle 2
Tipps für Verbraucher
- Vorsicht bei Sonderangeboten: Oft werden so Auslaufmodelle mit veralteter Betriebssoftware und überholtem Kartenmaterial losgeschlagen. Prüfen Sie, ob es bereits ein Nachfolgemodell gibt
- Lassen Sie sich auf der Rechnung schriftlich bestätigen, welche Länder das digitale Kartenmaterial umfasst und ob es sich dabei nur um die Hauptstraßen oder aber um straßengenaue Karten auch kleinerer Orte handelt
- Deutschland ist bei den meisten Anbietern zu 100 Prozent digitalisiert, das heißt, jede Straße in jedem Ort ist verzeichnet (sofern es sich nicht um ganz aktuelle Änderungen der Verkehrsführung handelt). Vor allem für südosteuropäische Länder ist das Kartenmaterial dagegen oft noch sehr lückenhaft (nur Hauptstraßen) – wenn überhaupt schon lieferbar
- Vergewissern Sie sich, dass es für Ihr Gerät Karten aller Länder gibt, die Sie ansteuern wollen; nicht bei jedem Gerät können Karten für alle Länder nachgekauft werden
- Fahrrad- und Fußgänger-Navigation beherrschen heutige Geräte zumeist nicht, weil das Kartenmaterial auf den Betrieb im Auto abgestimmt wurde; d.h. kleine Wege sind oftmals nicht verzeichnet. Die Geräte versuchen häufig, die Position des Benutzers auf einer für Autos geeigneten Straße anzunehmen, auch wenn er sich nebenan auf einem Radweg o.ä. befindet
- Kaufen Sie nur Geräte, die Sie selbst ausprobiert haben. Insbesondere bei der Bedienung gibt es große Unterschiede. Gute Händler erlauben, das Gerät gegen Hinterlegung eines Pfandes für ein, zwei Stunden mitzunehmen, um sich so unter Praxisbedingungen einen Eindruck von seiner Bedienbarkeit zu verschaffen
- Wählen Sie nur Modelle mit TMC oder TMC pro zur Anzeige von Verkehrsmeldungen aus
- Verzichten Sie aber auf die automatische Stau-Umfahrung, weil die Informationen nicht in allen Fällen zuverlässig sind und die Ausweichstrecken oft kein schnelleres Vorankommen ermöglichen
- Wenn Sie das Navigationsgerät nicht in wechselnden Fahrzeugen verwenden müssen, prüfen Sie als Alternative ein Navigationsradio zum Festeinbau: Die Bedienbarkeit ist oftmals besser, die Durchsagen sind über die Radio-Lautsprecher deutlicher, es gibt keinen Kabelsalat (für Stromversorgung und TMC-Antenne). Auch bei schlechtem oder fehlendem Satellitensignal ist eine zuverlässige Navigation dank Anschluss an Radsensoren und eingebautem elektronischem Kompass möglich. Das Diebstahlrisiko fällt gegenüber mobilen Geräten niedriger aus, außerdem gibt es keine Sichtbehinderung im Bereich der Frontscheibe. Auf eine Kartendarstellung kann verzichtet werden, gute Systeme führen mit klaren Sprachanweisungen und ggf. Hinweispfeilen zum Ziel. Der Einbau kostet je nach Fahrzeug ab etwa 100 Euro
- Die insbesondere bei mobilen Geräten üblichen kleinen Kartendarstellungen im Display sollte man nicht überbewerten: Sie sind während der Fahrt kaum zu erkennen und helfen bei Navigationsfehlern meist nicht weiter, weil sie dieselbe Datenbasis haben wie die Sprachausgabe
- Prüfen Sie vor dem Kauf die Einbausituation in Ihrem Fahrzeug (Einschränkung des Sichtfeldes, Erreichbarkeit der Bedienelemente, insbesondere bei Fahrzeugen mit großer Frontscheibe, etwa Vans wie Opel Zafira, VW Touran etc.)
- Auf direkte „Sicht“-Verbindung des Gerätes zu den Satelliten achten. Metallbedampfte Windschutzscheiben oder Alkoven von Wohnmobilen können die Signale abschirmen. Hier wird teilweise eine extra GPS-Antenne erforderlich
- Oft wird Zusatzsoftware zur Warnung vor Blitzampeln und fest installierten Geschwindigkeits-Messanlagen mitgeliefert oder separat angeboten. Diese ist in Deutschland verboten und darf nicht betriebsbereit mitgeführt werden.
ADAC-Forderungen
- Displays müssen unter allen Lichtbedingungen gut ablesbar sein
- Zieleingabe durch vereinfachte Menüs und bessere Nutzung des Bildschirms erleichtern
- Der Karten-Stand darf nicht älter als ein halbes Jahr alt sein
- Karten-Aktualisierung sollten halbjährlich verfügbar sein
- Sprachqualität deutlich verbessern
- Ansagen müssen zum richtigen Zeitpunkt kommen, da Sprachausgabe wichtiger ist als grafische Darstellung
- Aktualisierungen der Betriebssoftware und des KIartenmaterials dürfen nicht zwangsläufig einen eigenen Computer mit Internet-Anschluss erfordern
- Halterungen zum Festeinbau nutzen – für mehr Sicherheit im Crashfall und weniger Kabelsalat
- Geräte dürfen Sicht des Fahrers auf den Verkehr nicht beeinträchtigen
- Integration in Bordelektronik, etwa Stummschaltung des Radios bei Navigationsansagen, Übertragung der Zielführung per Radiolautsprecher für bessere Verständlichkeit, Anschluss an 12-Volt-Stromversorgung zur Vermeidung von Kabelwirrwarr
- integrierte TMC-Antennen zur Vermeidung von Kabelsalat an der Frontscheibe
- bessere Navigation bei schlechtem GPS-Empfang, beim Start in einer Tiefgarage oder bei Tunneldurchfahrt
- Karten-Aktualisierungen bei mobilen Geräten müssen mindestens vier Jahre, bei ab Werk fest eingebauten Geräten mindestens 15 Jahre nach Auslaufen der Produktion verfügbar sein
- Kosten für Karten-Aktualisierungen dürfen den Zeitwert des Gerätes nicht übersteigen
- aktueller Datenstand sowie Erscheinungsdatum und Preis des nächsten Updates müssen auf der Packung stehen
Methodik: So haben wir getestet
Bewertet wurden Geräte, die am Markt stark nachgefragt sind, möglichst unterschiedliche Technik- und Ausstattungsdetails enthalten sowie entweder mit Tele-Atlas- oder Navteq-Karten arbeiten. Zusatzausstattungen wie mp3-Abspielfunktion, Reiseführer und Bluetooth-Freisprechanlage wurden nicht bewertet. Der ADAC hat die Testgeräte anonym im Fachhandel eingekauft.
Da TMC-Meldungen zur automatischen Stau-Umfahrung situationsabhängig und nicht reproduzierbar sind, konnten nicht alle Geräte unter gleichen Bedingungen geprüft werden. Daher entfällt eine Bewertung dieses Punktes.
Bedienungsanleitung:
Form (auf CD oder gedruckt), Struktur, Umfang, Verständlichkeit, Fehler, Sicherheitshinweise
Handhabung:
Montage, Sichtbeeinträchtigung, Bedienungselemente, Bedienlogik, Routenvorschau und -optionen, Erkennbarkeit des Displays, Tag-Nacht-Umschaltung, Lautstärkeanpassung, Montage im Fahrzeug
Routenberechnung:
Zeit bis zum ersten Satellitenkontakt und bis zum Beginn der Routenberechnung sowie Berechnungsdauer, Verhalten nach Tunnel und nach Ausfahrt aus einer Tiefgarage, Genauigkeit der Positionsbestimmung, Sinnfälligkeit der berechneten Strecke (bei Option „schnelle Route“)
Navigationsleistung:
Zeitpunkt, Häufigkeit und Eindeutigkeit der Sprachausgabe, Übereinstimmung mit Kartenanzeige, Wiedergabe der realen Straßensituation, Übersichtlichkeit der Kartendarstellung, Übereinstimmung des realen Fahrzeugstandorts mit der Position auf der Karte, Zoomfunktion, Pfeildarstellung, Reaktion auf Abweichen von der berechneten Route, Qualität der Routenplanung, zusätzliche Informationen (z. B. Geschwindigkeitswarnungen, Empfehlungen für die Fahrspur, Ansage von Straßennamen)
Software, Kartenmaterial, Speichergröße, Auswahl verschiedener Stimmen, Angebot und Kosten von Aktualisierungen, TMC-Empfänger
Getestet wurden die Geräte unter reproduzierbaren Laborbedingungen (GPS-Repeater) und bei Fahrten auf ausgewählten Teststrecken.
Quelle:adac.de